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Stellungnahme des IVKK e.V.: Blinde Schließung von Kliniken zerstört die flächendeckende medizinische Versorgung

Berlin. Der Interessenverband Kommunaler Krankenhäuser e.V. (IVKK) ist schockiert über die Äußerungen des Chefs der Barmer GEK Christoph Straub. Gegenüber der Zeitung „Die Welt“ kritisiert dieser die hohe Dichte von Krankenhausbetten in Deutschland und fordert gleichzeitig die Schließung von Kliniken sowie den Abbau stationärer Angebote. Zu bedenken sei dabei, dass private Kliniken finanziell solider arbeiten würden, als Häuser in öffentlicher Trägerschaft und somit bevorzugt zu behandeln seien.

Dabei dient das deutsche Gesundheitssystem weltweit als Vorbild. Neben der dualen Finanzierung der Krankenversicherung ist dabei besonders die hohe Qualität der stationären Versorgung hervorzuheben. Die hohe Bettendichte ist dabei auch der deutschen Vergangenheit geschuldet. Als Konfliktzentrum des Kalten Krieges wurden entsprechende Versorgungsstrukturen geschaffen, um für etwaige Krisenszenarien gewappnet zu sein. Nachdem die diese nicht mehr benötigt wurden, verpasste man entsprechende strukturelle Reformen. Stattdessen kürzte man durch die Umstellung auf das Fallpauschalen-System die Kostenseite und führte so eine Unterfinanzierung aller Standorte herbei. Weniger Geld für viele Standorte. Hier müssen insbesondere die Bundesländer in die Pflicht genommen werden, da sie gemeinsam mit den Krankenkassen die Krankenhausplanung zu verantworten haben.

Den Fokus dabei auf die kommunalen Häuser zu richten wäre jedoch ein Trugschluss. Die verkürzte Darstellung Straubs, „private sind billiger“, übersieht die unterschiedlichen Ausrichtungen und Angebote von privaten und öffentlichen Trägern. „Die teure Maximalversorgung ist in der Regel ebenso Aufgabe der Öffentlichen, wie die Notdienste und die Ausbildung des Pflegenachwuchses“, sagt der Vorsitzende des IVKK Bernhard Ziegler, bezugnehmend auf eine Studie des IVKK gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhaus Institut von 2010. Eine einseitige Beschneidung der öffentlichen Häuser würde eine massive Schwächung der flächendecken Versorgung nach sich ziehen. „Das kann weder im Interessenbereich der Kassen liegen, noch in dem der Bevölkerung“, so Ziegler.

Positiv sieht der IVKK hingegen die von Straub angesprochene Reduzierung des Nebeneinanders von Arztpraxen und Krankenhäusern. „Die Auflösung dieser Tradition sei schon immer ein Anliegen der Krankenhäuser gewesen, jedoch blieb die Politik bis jetzt hinter unseren Erwartungen zurück“, sagt Ziegler

In der Praxis haben zahlreiche Beispiele gezeigt, dass kommunale Krankenhäuser unter den entsprechenden Voraussetzungen mindestens ebenso modern, effektiv und leistungsfähig arbeiten wie Privatkliniken. Dazu müssen sich die Krankenkassen jedoch davon lösen, finanzielle Einsparungen als kurzfristige „Erfolge“ zu werten. Vielmehr sollten sie mit den Fachleuten in den Kliniken gemeinsame Interessen gegenüber der Politik vertreten. Für die Patienten und immer im Interesse des Gemeinwohls.

Der Sprecher des GKV Florian Lanz sprach in der Zeitung „Die Welt“ den wesentlichen Aspekt an, der bei der Debatte um die Kürzung stationärer Angebote maßgebend sein sollte. „Wenn wir in Deutschland Menschen genauso am Fließband behandeln würden, wie die Industrie Autos baut, könnten wir die Kosten für bürokratische Abläufe im Gesundheitswesen sicherlich auch auf 6,1% drücken – aber wer möchte schon automatisiert behandelt werden?“





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