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Herzbericht: Ungleiche regionale Versorgung

Frankfurt a.M./Berlin. Starke Schwankungen in der Herzinfarktsterblichkeit weist der 24. Deutsche Herzbericht 2011 aus. So kamen auf 100.000 Einwohner in Hamburg 53 am Herzinfarkt Verstorbene, in Brandenburg waren es mit 101 und in Sachsen-Anhalt mit 111 rund doppelt so viele. Die Zahlen beziehen sich auf 2010.

Herausgegeben wurde der Bericht erstmals von der Deutschen Herzstiftung in Zusammenarbeit mit den Vorständen der deutschen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sowie für Kinderkardiologie (DGPK.) Sie führen damit die mehr als 20-jährige Arbeit von Dr. Ernst Bruckenberger fort. Der Herzbericht analysiert jährlich Sektor übergreifend die kardiologische und herzchirurgische Versorgung in Deutschland.

Der aktuelle Bericht zeigt u.a., dass der Bedarf an Ausbau und Verbesserung der Versorgung von Herzpatienten trotz weiterhin rückläufiger Infarktsterblichkeit in Deutschland ungebrochen ist. So hat sich zwar die Sterblichkeit des akuten Herzinfarkts von 2000 bis 2010 von 81,8 auf 67,9 Verstorbene pro 100 000 Einwohner reduziert und die Zahl der Sterbefälle ist innerhalb der letzten 30 Jahre von 92 801 (1980) auf 55 541 (2010) gesunken. Jedoch sind für andere Herzkrankheiten wie Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) von 1995 bis 2010 deutliche Anstiege bei den vollstationär behandelten Fällen (stationäre Morbiditätsziffer) zu verzeichnen: bei den Herzklappenkrankheiten von 69 im Jahr 1995 auf 90 im Jahr 2010 je 100 000 Einwohner, bei den Herzrhythmusstörungen von 282 (1995) auf 488 (2010) und bei der Herzinsuffizienz von 275 (1995) auf 454 (2010).

Unerwartet große Unterschiede zeigen die Sterbeziffern der Frauen infolge von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen in allen Bundesländern im Vergleich mit denen der Männer. Um diese Situation zu verbessern, bedarf es einer flächendeckend gleichmäßigen herzmedizinischen Versorgung.

Allerdings kann von einer gleichmäßigen Versorgungslandschaft für Herzpatienten mit ischämischen Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz, Herzklappenkrankheiten und Herzrhythmusstörungen nicht gesprochen werden. Die Ursachen für die länderspezifischen Unterschiede sind unklar. Wahrscheinliche Ursachen sind: regionale Unterversorgung der Patienten, weniger effektives Notarztsystem, längere Prähospitalzeit, niedrigerer Informationsstand der Bevölkerung aufgrund ungünstiger sozioökonomischer Bedingungen.

Versorgungsunterschiede gibt es auch bei der Verbreitung von Herznotfallambulanzen im Bundesgebiet, den Chest-Pain-Units (CPUs). Sie dienen der Versorgung von Patienten mit unklarem Brustschmerz und stehen allen Patienten mit akuten Brustkorbbeschwerden 24 Stunden offen. CPUs verfügen über alle modernen Geräte für die Erkennung eines Herznotfalls. Dort hat man die besten Überlebenschancen. Schwerwiegende Komplikationen wie Herzschwäche lassen sich durch Herznotfallambulanzen vermeiden. CPUs sollten dort sein, wo besonders viele Menschen herzkrank sind oder an Herzkrankheiten sterben. „Besonders in manchen ostdeutschen Gebieten mit höherer Sterbe- und Morbiditätsziffer ist das leider nicht der Fall, zum Beispiel in Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Auch in Thüringen fehlen CPUs", sagt Prof. Meinertz. Wenig Sinn mache es, CPUs dort einzurichten, wo die Herzinfarktversorgung ohnehin sehr gut ist.

„Aufgabe der Herzstiftung ist es, die Informationen der Patienten für Vorbeugung, Diagnostik und Therapie von Herzkrankheiten und angeborenen Herzfehlern zu verbessern. Dafür ist der Herzbericht ein unverzichtbares Instrument", sagte Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung bei der Vorstellung des neuen Herzberichts. Auch lassen sich anhand der Daten Versorgungsdefizite erkennen. „Diese fächerübergreifende Datensammlung in der Herzmedizin ist für die Planung von Verbesserungen in der Versorgung von Herzpatienten von großer Bedeutung. Der Bericht ist eine wichtige Grundlage für Entscheidungsträger insbesondere für Krankenkassen und die Gesundheitspolitik", stellt Prof. Meinertz fest.

Der Herzbericht 2011 ist zum Preis von 49,90 Euro (zzgl. 3,80 Euro Versandkosten) erhältlich online unter www.herzstiftung.de/herzbericht/ oder bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main.





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