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Entzündete Nieren als Frühwarnzeichen für schwere Verläufe bei COVID-19

Göttingen. Einen Handlungspfad zur Früherkennung und Behandlung von schweren Verläufen bei COVID-19 Infektionen hat ein Expertenteam der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) entwickelt. Das wird in einer Presseinformation mitgeteilt. 

Ein einfacher Urintest soll dem ärztlichen Fachpersonal helfen, schon früher Warnzeichen für einen bevorstehenden schweren Verlauf der COVID-19 Erkrankung zu erkennen. Anhand weniger Parameter kann so, noch Tage, bevor Lunge und andere Organe schwer versagen, mit der Behandlung drohender Komplikationen begonnen werden. Damit ließen sich bei vielen Erkrankten lebensbedrohliche Verschlechterungen und Todesfälle verhindern. Die Erkenntnisse der UMG-Wissenschaftler sind am 6. Mai 2020 als „Correspondence“ in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ online veröffentlicht worden.

Ob und wie sehr der vorgeschlagene Handlungspfad zu einer Verbesserung der Krankenversorgung bei Covid-19 Infektionen beitragen kann, wird seit dem 24. April 2020 im Rahmen einer großen, nicht-interventionellen Beobachtungsstudie mit dem Titel „Covid-19 assoziierte Nephritis als Prädiktor für die Erkrankungsschwere und Komplikationen“ unter Beteiligung mehrerer Universitätskliniken in Deutschland untersucht.

Bei der stationären Behandlung von COVID-19 Infektionen war dem Expertenteam aus der UMG aufgefallen, dass gerade bei den Schwerstkranken – neben Lunge und Herz – schon frühzeitig die Nieren mit betroffen sind. Daraufhin hatten die Ärzte der UMG begonnen, ihre Befunde mit Experten aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und anderen deutschen Universitätskliniken zu evaluieren und zu diskutieren und sich mit Fachleuten aus Italien, China, England und den USA auszutauschen. Aktuelle Gewebsuntersuchungen an Verstorbenen unterstützen die Vermutung, dass aufgrund der Dramatik der Erkrankung der anderen Organe die frühe Nierenbeteiligung bisher vernachlässigt wurde.

Wenn im Urin der Verdacht auf eine COVID-19 assoziierte Entzündung der Nieren (Nephritis) besteht, folgt im Handlungspfad der UMG die Bestimmung von nur drei weiteren einfachen Parametern: Albumin im Blut, Albumin im Urin und Antithrombin III. Diese drei Parameter dienen zusammen mit dem Urinbefund dazu, das so genannte „capillary leak Syndrom“ zu diagnostizieren: Dies bedeutet einen lebensbedrohlichen Verlust von Blutbestandteilen und Eiweiß aus dem Blut in das (Lungen-)Gewebe durch ein vom Virus ausgelöstes generelles Leck der kleinen Blutgefäße. Anhand der drei Parameter erfolgt die Risikoeinstufung der Patienten.

„Ist auch nur einer von drei Parametern schwer verändert, besteht ein hohes Risiko, dass sich die Erkrankten auf Normalstation zeitnah verschlechtern, auf die Intensivstation verlegt werden müssen oder sich der Verlauf auf Intensivstation noch verschlechtert“, sagt der Erst-Autor der Publikation, Prof. Dr. Oliver Gross, Oberarzt in der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der UMG.

Der Handlungspfad der UMG für die Früherkennung des capillary-leak Syndroms bei COVID-19 Erkrankten sensibilisiert Fachpersonal dafür, ihr Handeln frühzeitig auf kritische Werte im Blut im Zusammenhang mit einer COVID-Erkrankung auszurichten.

Der Handlungspfad der UMG beginnt mit einer einfachen Urinuntersuchung. Daher halten die Autoren das Vorgehen auch für COVID-19 Patientengruppen in Pflegeheimen geeignet und für Betroffene, die nach Diagnosestellung zunächst ambulant zu Hause behandelt werden. Hier könnte der Urinbefund als Frühwarnzeichen dafür dienen, dass eine Verschlechterung des Zustandes droht. So könnte zeitig eine ambulante Maßnahme früher einsetzen und weiteren Schaden und vielleicht einen Krankenhausaufenthalt verhindern.





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