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Fachgesellschaften: Implantateauswahl muss in ärztlicher Hand bleiben

Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik befürchten Qualitätseinbußen bei der Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken durch den wachsenden Einfluss ökonomischer Faktoren. 

„In den meisten Kliniken entscheiden die Operateure entweder eigenverantwortlich oder gemeinsam mit den Einkaufsabteilungen, welche Implantatmodelle von welchem Hersteller zum Einsatz kommen. Damit wird medizinischen Aspekten ausreichend Rechnung getragen“, betont der AE-Generalsekretär und stellvertretende DGOU-Präsident Prof. Dr. Carsten Perka. Doch gebe es mittlerweile eine Reihe von Häusern, in denen die Mediziner nur noch sehr eingeschränkt in die Auswahl der Implantate einbezogen oder vor einem Herstellerwechsel vom Klinikmanagement zu Rate gezogen würden. „Erfolgen Implantat- oder Herstellerwechsel unvermittelt und häufig, muss jedes Mal wieder eine Lernkurve mit den neuen Implantatmodellen überwunden werden. Das kann die Zahl der Komplikationen und erneuten Operationen erhöhen“, sagt AE-Vizepräsident Prof. Dr. Karl-Dieter Heller unter Hinweis auf Analysen des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD).

In dem seit 2012 von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) gemeinsam mit Krankenkassen und Industrie aufgebauten EPRD sind mittlerweile mehr als eine Million Operationen aus über 700 Krankenhäusern dokumentiert worden. Der größere Teil davon entfällt mit etwas mehr als 560.000 Eingriffen auf Hüftoperationen, der Rest mit etwas mehr als 440.000 auf Operationen des Knies. „Wissenschaftliche Auswertungen im Rahmen des jüngsten EPRD-Jahresberichtes belegen, dass Kliniken nach einem Wechsel des sogenannten Hauptherstellers signifikant höhere Ausfallwahrscheinlichkeiten bei Hüft- und Knie-Endoprothesen aufweisen, also mehr Wechseloperationen nötig sind“, erläutert Prof. Dr. Volkmar Jansson, Wissenschaftlicher Direktor des EPRD.

Als Executive-Commitee-Sprecher des EPRD plädiert Prof. Dr. Perka angesichts der EPRD-Ergebnisse dafür, dass Medizin und Management in den Krankenhäusern eine gemeinsame Implantatstrategie festlegen, um überraschende Wechsel aus bloßen wirtschaftlichen Gründen auszuschließen. Vor dem Preis sollten aus Sicht der Medizin jedoch immer Analysen aus Registern wie dem EPRD oder andere wissenschaftliche Auswertungen gewürdigt werden. Perka betont: „Die Entscheidung über die Implantatauswahl muss trotz ökonomischen Drucks letztlich in ärztlicher Hand bleiben.“





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