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MB-Monitor 2017: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viel Bürokratie

Berlin. Mehr Zeit für Privatleben und Familie, Abbau von Bürokratie und mehr Personal im ärztlichen wie pflegerischen Dienst – diese Forderungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste angestellter Ärztinnen und Ärzte, so ein Ergebnis des aktuellen MB-Monitors. Beklagt wurden hoher Arbeitsdruck in den Krankenhäusern,  schlechte Personalsituation und zunehmende Belastung durch Verwaltungstätigkeiten. So erklärten zwei Drittel der Krankenhausärzte (66 %), dass ihnen für die Behandlung ihrer Patienten nicht ausreichend Zeit zur Verfügung steht. An der vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführten Online-Befragung von Mitgliedern des Marburger Bundes beteiligten sich im April 2017 bundesweit rund 6.200 angestellte Ärztinnen und Ärzte.

Knapp die Hälfte der Befragten (46 %) stufte danach die eigenen Arbeitsbedingungen als „mittelmäßig“ ein, 19 Prozent als „schlecht“ und 5 Prozent sogar als „sehr schlecht“. 26 Prozent beurteilen sie als „gut“ und nur 4 Prozent als „sehr gut“. Jeder fünfte Befragte (19 %) trägt sich laut der Befragung durch die Ärztegewerkschaft mit dem Gedanken, die ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben. 

Jeder vierte Arzt im Krankenhaus (26 %) verbringt inzwischen mehr als drei Stunden pro Tag mit Verwaltungstätigkeiten, die über rein ärztliche Aufgaben hinausgehen. Ein Drittel schätzt den täglichen Zeitaufwand für administrative Tätigkeiten auf 1 bis 2 Stunden (33 %) oder 2 bis 3 Stunden (29 %). Nur 11 Prozent beziffern den Zeitaufwand für Datenerfassung, Dokumentation und Organisation auf weniger als eine Stunde täglich. Der Abbau von Bürokratie hat für die meisten Ärzte hohe Priorität: Für 70 Prozent der Ärzte im Krankenhaus ist eine solche Entbürokratisierung „sehr wichtig“ (44 %) oder sogar „am wichtigsten“ (26 %).

Er verstehe die Ergebnisse des MB-Monitors 2017 auch als Auftrag an Politik und Selbstverwaltung, die Entbürokratisierung der ärztlichen Tätigkeit endlich stärker voranzutreiben, so Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes.

Bemerkenswert sei auch, welche Bedeutung die Ärzte nicht nur dem Personalaufbau im ärztlichen Dienst, sondern auch in der Pflege beimessen. Drei Viertel der Befragten halten mehr Personal im pflegerischen Dienst für „sehr wichtig“ (52 %) oder „am wichtigsten“ (23 %). Fast genauso wichtig ist den Ärzten die Personalaufstockung in der eigenen Berufsgruppe („sehr wichtig“: 49 %, „am wichtigsten“: 23 %).  Ohne zusätzliches Personal im ärztlichen wie pflegerischen Dienst werde sich an der Überlastungssituation nichts ändern. Deshalb brauchen wir dringend verbindliche Personalvorgaben in den Krankenhäusern“, so die Forderung des MB-Vorsitzenden.

Der Personalmangel führe dazu, dass Ärztinnen und Ärzte sehr viel mehr arbeiten müssten, als sie eigentlich wollten. Überstunden und Zusatzdienste seien an der Tagesordnung. Dabei wünschten sich 90 Prozent der angestellten Ärzte eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von maximal 48 Stunden. Tatsächliche liege dies wesentlich höher: Die meisten Ärzte (40 %) äußersten, sie seien 49 bis 59 Stunden pro Woche im Einsatz, jeder fünfte sogar durchschnittlich 60 bis 80 Stunden inklusive aller Dienste und Überstunden.

Ärztinnen und Ärzte legten gleichermaßen Wert auf eine bessere Work-Life-Balance, die aber durch ungeplante dienstliche Inanspruchnahmen zusätzlich erschwert wird, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. „Die Dienstplangestaltung ist alles andere als verlässlich. Die kurzfristigen Inanspruchnahmen von Ärzten, die eigentlich dienstfrei haben, nehmen überhand. Wenn etwa die Hälfte der Ärzte immer wieder bis zu zwei Mal im Monat zu solchen außerplanmäßigen Einsätzen gerufen wird, bleibt von den freien Wochenenden nicht mehr viel übrig. Hier müssen die Krankenhäuser dringend umdenken, sonst laufen ihnen die Ärzte weg“, warnte Henke.

Weitere Informationen und Unterlagen (Gesamtauswertung) unter: www.marburger-bund.de/monitor.





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