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Sachverständige sehen erhebliche Fehlverteilung

Berlin. „Bedarfsgerechte Versorgung – Perspektiven für ländliche Regionen und ausgewählte Versorgungsbereiche“ – darum geht es im Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

Die Experten konstatieren die zunehmende Fehlverteilung von Kapazitäten zwischen ländlichen und städtischen Regionen sowie zwischen hausärztlicher Grundversorgung und spezialisierter fachärztlicher Versorgung im ambulanten Bereich. Im stationären Bereich besteht ihrer Ansicht nach insgesamt ein Überangebot an Kapazitäten bei einem gleichzeitigen nennenswerten Anteil defizitärer Krankenhäuser. In dem vom Fachkräftemangel besonders betroffenen Bereich der Langzeitpflege würden die heutigen Kapazitäten und Versorgungsformen wiederum nicht ausreichen, um die wachsende Zahl Pflegebedürftiger zu versorgen.

Die bisher getroffenen Maßnahmen in der vertragsärztlichen Versorgung hätten die Fehlverteilung der Kapazitäten nicht behoben. So müssten nach Schätzungen mindestens doppelt so viele Fachärzte für Allgemeinmedizin ausgebildet werden, als es derzeit der Fall sei. Daher die Empfehlung eines Landärztezuschlags von 50 Prozent in der Regelversorgung, optional auch in Selektivverträgen auf alle Grundleistungen für Ärzte in unterversorgten Planungsbereichen. Um Überversorgung abzubauen, sollten in Planungsbereichen mit einem Versorgungsgrad ab 200 Prozent die Kassenärztlichen Vereinigungen obligatorisch frei werdende Arztsitze aufkaufen. Ausnahme: Psychotherapeuten.

Weiter werden u.a. zielgerichtet Maßnahmen zur curricularen Stärkung der Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr des Medizinstudiums empfohlen.

Im akutstationären Bereich stellten Überkapazitäten in Ballungsräumen und die Sicherung der Überlebensfähigkeit von bedarfsnotwendigen Krankenhäusern in dünn besiedelten Gebieten die zentrale Herausforderung dar. Strukturreformen müssten zudem dafür sorgen, dass höher spezialisierte Leistungen nur in Häusern erbracht würden, die die gebotene Qualität sichern könnten. Hier sehe der Koalitionsvertrag schon richtig Ansätze vor. Die Sachverständigen empfehlen darüber hinaus eine Sektor übergreifende Planung und Umsetzung der Versorgung. Vorgeschlagen werden als Modell einer integrierten Grundversorgung gerade im ländlichen Raum Lokale Gesundheitszentren u.a. an Krankenhäusern.

In besonders von Unterversorgung bedrohten Regionen sei unter bestimmten Bedingungen ein Übergang des Sicherstellungsauftrags der Kassenärztlichen Vereinigungen für die ambulante Versorgung auf das Land und eine dann gemeinsam mit dem stationären Bereich geplante, Sektor übergreifende öffentliche Ausschreibung der Versorgung vorstellbar.

Zum Abbau stationärer Überkapazitäten schlägt der Rat stärkere finanzielle Anreize in Form von gezielten Übergangszahlungen vor, damit sich Krankenhausträger aus Geschäftsfeldern zurückziehen könnten, in denen sie absehbar weder die notwendigen Deckungsbeiträge noch die Qualität erreichen könnten. Ein Übergang zur monistischen Finanzierung scheine geboten, so die Experten.

Für die Notversorgung wird eine Zusammenführung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, des Rettungswesens und der Notaufnahmen der Krankenhäuser vorgeschlagen.

Für die Rehabilitation empfiehlt der Sachverständigenrat die Berücksichtigung eines demografischen Faktors bei der Ermittlung des Rehabilitationsbudgets. Empfohlen werden u.a. weiterhin eine klare Trennung von Kostenträger- und Leistungserbringerebene und die Stärkung des Grundsatzes „Reha vor Pflege“ durch Zuweisung von Rehabilitationsverantwortung auch an die Pflegeversicherung.

Erheblicher Nachholbedarf wird bei der Gewährleistung der Patientensicherheit und Transparenz bei Medizinprodukten gesehen. Für Produkte mit erhöhtem oder hohem Risikopotenzial werden daher u.a. europaweite zentrale und unabhängige Zulassungen empfohlen und die Einrichtung einer frei zugänglichen und eindeutig recherchierbaren Plattform für medizinprodukterelevante Daten empfohlen.

Das Gutachten in Lang- und Kurzfassung unter www.svr-gesundheit.de





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