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Demografie macht Deutschland ungleicher

Berlin. Schon heute kann die medizinische und soziale Infrastruktur von morgen geplant werden. Wie sie aussehen müsste, zeigt die Studie „Konzentrations- und Schrumpfungsprozesse in deutschen Regionen und Großstädten bis 2030". Sie wurde unter Leitung von Klaus-Heiner Röhl vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft erarbeitet. Danach droht der Infrastruktur in Ballungsräumen Überlastung, während in der Peripherie zunehmend auch kleinere Städte ohne Hochschulen entweder für viel Geld ihre zu großen Einrichtungen betreiben oder sie teuer zurückbauen müssen.

Die Forscher haben jeweils drei Szenarien für die Einwohnerentwicklung berechnet – anhängig von der Zuwanderung.

So stellten sie seit zehn Jahren ein Zugewinn an Einwohnern, eine Reurbanisierung, fest. So verbuchte Berlin ein Plus von 50.000 Einwohnern allein im Jahr 2012. München hatte einen Zuwachs seit der Jahrtausendwende um 14 Prozent auf 1,4 Mio. Einwohner. Hier prognostiziert das IW einen Zuwachs von 30 Prozent, für Frankfurt/Main von 24 Prozent. Für Berlin und Köln rechnen die Forscher auch noch mit weiteren 14 Prozent

Bei den Großstädten zwischen 600.000 und 500.000 Einwohnern sieht es dagegen sehr unterschiedlich aus. Während Dresden, Leipzig, Stuttgart und Düsseldorf ebenfalls zulegen, wandern Menschen aus Essen und Dortmund ab. Diese Städte verlieren Einwohner.

Die Mehrzahl der Metropolenregionen legt ebenfalls zu – meist sogar zweistellig, wie München um 24 Prozent, Berlin und Potsdam um 14,5 Prozent, Frankfurt um elf und Hamburg um zehn Prozent. Das Ruhrgebiet dagegen wird Einwohner verlieren.

Nach wie vor finden sich die Verlierer der Entwicklung vor allem im Osten. Mit Ausnahme einiger Städte sind sämtliche Ostkreise betroffen. Der Kreis Görlitz muss mit einem Einwohnerverlust von 24 Prozent rechnen, die Kreise Mansfeld/Südharz in Sachsen-Anhalt und Elbe-Elster in Brandenburg sogar mit 28 Prozent. Aber auch in Bayern wird der Studie nach Wunsidel im Fichtelgebirge 20 Prozent verlieren und der hessische Vogelsbergkreis 19 Prozent.

Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass die Einrichtungen der Daseinsvorsorge in solchen Gebieten nicht mehr in der bisherigen Dichte vorgehalten werden können. Das Versprechen gleichwertiger Lebensverhältnisse, wie sie das Grundgesetz enthalte, müssten nach Einschätzung des IW „zumindest neu interpretiert werden". Eine Antwort auf diese Entwicklung wäre die Konzentration der Infrastruktur auf größere Orte. Damit hätten Regionen in Skandinavien und Nordamerika bereits Erfahrungen. Die deutsche Regionalpolitik verharre dagegen in alten Denkmustern.





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